Icebear Hotel, Negombo, 15:35 Uhr, 28.09.2013
„Crem‘ Dir wenigstens die Stirn ein.“ „Willst Du nicht besser die Kappe aufsetzen?“ Hätte ich ja alles gemacht. Aber wir waren mit den Fahrrädern unterwegs, und da war ich voll damit beschäftig darauf zu achten, dass Tanja auch links fährt 😉 Und jetzt ist – glaube ich – ist die Stirn etwas gerötet.
Aber der Reihe nach. Tanja, die ja führend in der „Being On Travel City Event Gestaltung“ ist, hatte herausgefunden, dass von 6 bis 8 morgens hier in Negombo ein, ich zitiere den Reiseführer mal sehr frei, „stinkender aber sehenswerter“ Fischmarkt ist.
Na gut, bevor wir wieder nur vom Beach Office schreiben können, dann mal los!
Gut, dass ein TT Fahrer direkt schon vor dem Tor zum Hotel stand. Der musste nämlich die Leute hier wachklingeln bzw vom Wachhund wachbellen lassen, denn alle Tore zum Hotel waren von der Nacht noch geschlossen und mit Schlössern gesichert.
Ich bin ja immer wieder von diesen Märkten beeindruckt, die man so in Europa nicht mehr zu sehen bekommt. Zwar kenne ich mich in der europäischen Gesetzgebung nicht aus, aber es werden wohl hygienische Gründe sein!? Dennoch, diese Mischung von Faszination, Horror, Staunen, Unbegreiflichkeit, Beieindruckend und Irrsinn sowie natürlicher Selbstverständlichkeit, bannt mich immer wieder.
Riesige Auswahl an frischem Fisch
Ganu schön großer Rochen, oder?
Fischtransport
Fischeinzelhandel
Für alles Verwendung – auch für die Zähne
Hunderte (?) Sorten von Fischen und anderem Meeresgetier, kleinen, großen, ganzen, halben, achtel, frisch oder nicht, blutig oder glänzend. Zähnen, die aus den Resten von Haiköpfen extrahiert werden. Käufern, Verkäufern, Hunden und Raben zwischen den vielen Menschen und Fischen. Riesige Rochen, die auf dem Boden liegen, Waagen und Geldbündel. Feilschende, kassierende und zahlende Menschen. Und ein paar, wie wir staunende, Touristen im Getümmel. I love it!
Das Frühstück hat mir trozdem geschmeckt, auch wenn ich keine Lust hatte, die Bilder dabei schon zu sichten und zu überspielen ;-).
Obwohl ich todmüde war, habe ich mich danach von Tanja ziehen lassen und wir sind nach einer kurzen Pause mit den Rädern aufgebrochen, die wir hier im IceBear leihen konnten.
Eindruck und Fazit von Negombo für mich: eine Stadt, in der man seinen Sri Lanka Urlaub nicht beginnen sollte. Aus meiner Sicht, die mit Abstand dreckigste Stadt und von zahlreichen eher, nicht so freundlich grüßenden Menschen gesegnet. Nicht, dass wir uns bedroht gefühlt hätten. Aber auf den Strassen hier habe ich weniger Wärme und Offenheit dafür aber mehr Unrat, gefunden als in den anderen Städten Sri Lankas. Auch die Ausläufer der Lagune in der Stadt sind total verdreckt. Vielleicht kein Wunder, wenn zT in den Vororten die Wasserversorgung aus Leitungen mit Kränen am Straßenrand zu bestehen scheint. Wenn die Versorgung schon ein Problem zu sein scheint, wer will sich dann um die Entsorgung kümmern? Wohin gingen wohl die ganzen Fischabfälle vom Markt? Der Strand hier ist auch kein Vergleich mit dem in Nilaveli. Die Anzahl an Menschen im Einzugsgebiet wird wohl den Unterschied ausmachen. Wird dieses Land seinen Weg finden (können)? Anfänge scheinen ja zB mit der Abgastestung auf den Weg gebracht geworden zu sein. Jedenfalls drücke ich ganz fest die Daumen.
Das Geschäft mit Tee aus den besten Lagen Sri Lankas
Tja, wäre da nicht, denn keine Regel ohne Ausnahme, der kleine Teeladen mit Tee aus Nuwara Eliya gewesen. Wie wir seit dem Teemuseum in Kandy wissen: Dort wächst der beste Tee der Insel! Der Laden ist ca. 100 m vom Hotel weg. Ich hatte mit der Stadt und seinen Menschen schon abgeschlossen. Mussten wir diesen Laden noch aufsuchen? Kaum eingetreten, wurden wir direkt dazu aufgefordert mit nach hinten, in die Gute Stube, zu kommen. Dort hat uns dann die halbe Familie befragt (die Teenies), bestaunt (die Minis) und mit Teeproben bewirtet (die Mutter). Da die Mutter heute Geburtstag hat, bekamen wir auch jeder eine Tafel Schokolade geschenkt 🙂 ! Und dann haben wir erzählt, zugehört, fotografiert, uns Bilder angesehen und Namen und Adresse aufgeschrieben. Hach, auch wenn wir die Einladung zum Abendbesuch dann abgelehnt haben, ich bin so froh, auch in dieser Stadt wieder liebenswerte Menschen getroffen zu haben! [M]
Inzwischen sind wir beide tatsächlich etwas urlaubsmüde. Bei Michael äussert sich das in der eher negativen Einschätzung von Negombo, ich hatte heute morgen eine Vision von unserem roten Brotkasten! Und das schon vor 6 Uhr, so dass ich die Wahl hatte zwischen alleine Joggen gehen oder mit Michael zum Fischmarkt. Zum Glück konnte ich Michael überzeugen, denn auch zum Strand wäre ich ja gar nicht gekommen (s. abgeschlossene Türen weiter oben).
Der Fischmarkt war echt beeindruckend. Alle waren sehr konzentriert bei der Arbeit, hatten aber trotzdem manchmal Zeit, uns strahlend anzulächeln und das klassische „Where from?“ zur fragen. Wichtig war nur, nicht mitten im Weg stehen zu bleiben, weil sich ständig junge Arbeiter mit Fischkisten auf dem Kopf ihren Weg durchs Gewusel bahnen mussten.
Nebengeschäft am Fischmarkt
Gegenüber des Groß- bzw. Exportmarktes gab es auch den Kleinhändler-Markt. Hier saßen dann wieder Frauen hinter einem Korb mit Fischen (auf der anderen Seite gekauft?) und man konnte einzelne Fische aber auch das passende Gemüse aussuchen.
Als wir nach dem Frühstück mit dem Rad an beiden Markthallen vorbei kamen, war der ganze Spuk vorbei, alles war leer!
Also ich glaube, Negombo ist schon ok für den Einstieg, wenn man nicht in der Hauptstadt übernachten möchte. Man hat ein bischen Strand (wir waren auch noch mal zur Abkühlung im Wasser), ein paar Sehenswürdigkeiten (den Fischmarkt, gefühlt 120 Kirchen – eine davon noch von den Holländern,
Erbaut von Holländern
wie uns ein freundlicher Herr versicherte und die Lagune (auch wenn wir es nicht geschafft haben, einen unverstellten Blick auf die große Wasserfläche zu bekommen). OK, man merkt die Nähe zu Colombo: Im Gegensatz zu Polonnaruwa schliesst hier jeder sein Rad ab, ich bin gestern von einem Schuljungen um einen Kugelschreiber, ein Bonbon oder ein paar Rupien gebeten worden (so nicht, unsere Reste liegen in einer Vorschule) und die Tuk-Tuk-Fahrer hoffen auf unbedarfte Touris (Hinfahrt = 200 Rupien, die Rückfahrt mit einem anderen Fahrer sollte 800 kosten, wir haben dann aber auch auf 200 bestanden). Aber Alles in Allem ist es schon Sri Lanka, unser Hotel ist wirklich traumhaft (jetzt wirklich mit Meerblick und mit klassischer Musik im Hintergrund) und es gibt auch ein nettes cooles Cafe in einem Kolonialhaus.
Segler in der Lagune
Eben am Strand hatten wir noch Gelegenheit, Segelmanöver mit den tytischen Ausleger-Kanus mit viereckigem Segel und zwei V-förmig angeordneten Masten zu beobachten. Wenn die ihre Richtung ändern wollten, packen sie einfach das Steuerruder an der einen Seite ein und an der anderen Seite aus, ziehen das Segel zurecht und segeln quasi rückwärts weiter!
Wie von unserem Komentator empfolen, genießen wir jetzt die letzten Sonnenstrahlen, vielleicht wird es ja auch etwas mit dem Sonnenuntergang über dem Meer. Heute Abend gibt es das letzte Mal Sri Lankan Rice and Curries und dann freue ich mich auf unseren Brotkasten!
Mein Fazit: Kommt alle her! Es lohnt sich die vielen Eindrücke zu sammeln, und das Land und seine Bewohner haben es verdient, wenn man den einen oder anderen Euro hier ausgibt [T]
Nach Sonnenuntergang – Impressionen vom Strand.
Sonnenuntergang