So haben wir uns Schottland vorgestellt

Sharon Inn, Kandy, 16:50 Uhr (und noch etwas später)

Nebel - so wie die Briten ihn mögen

Nebel – so wie die Briten ihn mögen

Zwar war ich vor dem Wecker wach, hatte aber wenig Muße auf die Uhr zu sehen. Dann kam Tanjas Wecker aber meinem noch um 5 min zuvor.
Jedenfalls waren wir um 5:30 Uhr vor dem Hotel, wo unser Fahrer uns von seinem Boss direkt als „this is your driver“ vorgestellt wurde.
Tja, so ganz haben wir dem nach der Hinfahrt zum Hortons Plain nicht zustimmen können. Auf uns machte der Fahrer einen sehr unsicheren und unerfahreren Eindruck. Nur gut, dass die Strassen um diese Zeit kaum bevölkert waren. Als er dann, kurz vorm Parkeingang, den Wagen an einer Steigung abwürgte und langsam auf zwei hinter uns wartende Busse zurollen liess merkte Tanja an „You should use the handbrake“ und ich war kurz davor auszusteigen um mich selbst ans Steuer zu setzen. Aber ich bin ja ein besonnener Typ, der ausserdem seinen Führerschein nicht dabei hat, habe also abgewartet. Die Busse fuhren vorbei, wir rollten auf ein flaches Stück und es ging wieder vorwärts.
Die Rückfahrt habe ich dann zunächst im Halbschlaf verbracht, zum einen weil ich schon müde war und zum anderen weil ich mein Nervenkostüm ein wenig schonen wollte.

Doesn't this look like Scotland?

Doesn’t this look like Scotland?

Als erstes Tier im Park sprang uns ein Reh über den Weg, danach habe ich nur noch die Frösche (?) quaken gehört und einen Specht gerade so eben noch sehen können. [M]
Nach der Nacht mit Wind, der durch die Fensterritzen pfeift, war die Fahrt zu den Hortons Plains wirklich ein Erlebniss für sich. Erst noch im stock-dunklen, dann mit immer mehr Licht ging es über eine Straße in Entstehung bergan. Nachdem der Fahrer das mit dem trocknenden Effekt der Klima-Anlage gelernt hatte, waren auch die Scheiben halbwegs frei. Der erste Ausflug knapp neben die Straße endete mit einem unschönen Geräusch, daraufhin blieb er dann mitten im Weg stehen und war erstmal gelähmt. Nun ja, zum Glück sind wir ja angekommen und das Schlangestehen am Kassenhäuschen war witzig: In buter Reihe standen frierende Touris und Tour-Guides und warteten, bis der Nationalpark-Kassierer mit einem sehr modernen Netbook und einem sehr alten Nadeldrucker für jeden den korrekten Zettel ausgedruckt hatte [T].
Während Tanja die Tickets besorgte, fummelte der Fahrer noch an den Schaltern der Lüftung rum, einer war abgebrochen und all seine Bemühungen mit spitzen Fingern die Lüftung zu regeln schlugen fehl.
Der Tail war ca. 7 km lang, nach 2,5 km kam dann das kleine „Worlds End“, wo der Blick ins Tal frei war.
Die Attraktion am richtigen „Worlds End“ war dann das Wiedersehen mit Matthias und Mara. Es blieb Zeit für einen Plausch, da die beiden schon länger dort an dem Punkt waren. Und wie wir leider auch: NICHTS ausser Wolken gesehen haben. Tja schade, aber dafür hatten wir ja beim POAS seinerzeit Glück, wie Tanja treffend meinte. Nach kurzem „Take-away breakfast“ sind wir dann die Runde weiter.
Der Weg selbst geht durch eine, bedingt durch den Nebel, mystische Landschaft mit kleinen Seen und Ginsterbüschen, die ab und an von Sonnenstrahlen erleuchtet wird [M].

Wildlife auf Hortons Plains

Wildlife auf Hortons Plains

Die Landschaft war echt klasse. Ich kann gut verstehen, dass die alten Engländer in die Horton Plains zum Jagen gekommen sind: Es sieht echt aus wie in Schottland, sanfte Hügel, Moore, gelber Ginster, Nebel und Nieselregen. Nur die Rufe der Affen und die knallgrüne Echse auf dem Rückweg passen nicht recht ins Bild. Neben den beiden spektakulären Abbrüchen, „Small and Real Worlds End“, gibt es auch noch einen netten Wasserfall. Immerhin haben wir beim Kleinen Worlds End einen Eindruck gewinnen können, weil die Wolken nicht sooo dicht waren…[T].

Zurück im Hotel war dann nur noch Zeit, für das Bestellen des Taxis zum Bahnhof (nur 9,5km, aber leider die gleiche schlechte Strasse). Zum Glück gab es einen anderen Fahrer, der mit seinem Van alles überholt hat, was sonst so unterwegs war und uns tatsächlich 5 min vor der Ankunft des Zuges am Bahnhof abgesetzt hat. Im Zug gab es dann erstmal den Rest des Frühstücks: Gekochte Eier, wie früher auf dem Weg nach Timmendorf![T]

Leise über Gleise

Leise über Gleise

An den 5 min wurde aber durch eine Gruppe Chinesinnen oder Koreanerinnen oder Japanerinnen geknabbert. Ein Einheimischer versuchte aus ihnen herauszubekommen, ob sie nun 1 Klasse (mit A/C), 2. Klasse oder 3. Klasse fahren wollten. Immer wenn er 1st class sagte, schüttelte seine Gesprächspartnerin den Kopf und zeigte 4 Finger (sie war ja nicht alleine), Wenn er dann 3rd class fragte, zeigte sie einen Finger (meinte wohl für jede einen Platz?). Obwohl wir leicht unruhigt, ja sogar ganz Landesuntypisch, unserem Unmut laut gegeben haben, liess sich der Mann aus Sri Lanke nicht davon abbringen, seinen Gästen ihre Wünsche zu entlocken. Zum Glück war direkt daneben ein zweiter Schalter, den wir vorher nicht gesehen haben. Hier bekommen wir dann schnell unsere 2. Klasse Tickets, kleine Pappkärtchen, wie ganz früher bei uns. Ob die Ladies dann mit uns im Zug gesessen haben oder immer noch ihre Plätze wählen und dann morgen nachkommen – ich kann’s nicht sagen.

Sri Lankan Railway

Sri Lankan Railway

Die Bahnfahrt selbst: kein Vergleich zu der Enge in den Bussen hier. Zumindestens in der 2. Klasse. Ein Blick in Abteile der 3. Klasse zeigt munteres Familienleben.
Der Zug war recht modern, nichtsdestotrotz ruckelte und kreischte es zum Teil ohrenbetäubend. Die mit dem GPS bestimmte Geschwindigkeit lag so zischen 23 und 37 km/h. Mit einigen Stopps auf dem Weg erklären sich somit auch die 4 Stunden für ca. 75 km Strecke.
Der fantastische Ausblick wechselte von riesigen Teeplantagen und Wasserfällen im Hochland zu Bananen kurz vor Kandy.

Harte Arbeit im Tee

Harte Arbeit im Tee

Mittlerweile sitzen wir bei kalten Getränken im Eingangsbereich und warten aufs Abendessen und darauf, dass die Telefongesellschaft das Internet wieder in die Gänge bekommt. Angeblich gibt es immer mal wieder Unterbrechungen, wenn das Wetter nicht mitspielt. [M]

22:10
Essen war gut, Internet ist wieder da (ein Hoch auf Sri Lanka Telekom) und wir planen schon wieder. Lasst es Euch auch gut gehen [TaMi]

3 Responses to “So haben wir uns Schottland vorgestellt”

  1. roberto sagt:

    Hi – so so – da habt ihr doch tatsächlich im fernen (oder doch vorderen) Orient eure beiden Taximitfahrer (Matthias + Mara – kurz MAMA) wieder getroffen – ist den die Insel soooo klein?
    He Leute – beschwert euch doch nicht immer über die Fahrweise und die Zustände der Wege/Strassen auf Sri Lanka – geniesst es – solche tollen Abenteuer in der heutigen Zeit zu erleben – ist doch mal was anderes, als immer nur im Stau rumzuhängen.
    Ich kann mich nur den anderen Kommentatoren anschliessen, ihr macht einfach klasse Reiseberichte und auch ich staune darüber, wie ihr das immer wieder schafft, wenn dann mal internet da ist, noch schnell euer Erlebtes mitzuteilen. Aber vielleicht macht ihr das ja auch mehr für euch selber – bei dem was ihr alles erlebt, verliert man vielleicht doch irgendwann die Übersicht und so könnt ihr zu Hause später selber noch mal nachlesen, wann ihr wo gewesen seid, was ihr erlebt habt und bestimmt dazwischen dann immer mit „ach ja – weisst du noch“ oder so ähnlich.
    Gute Weiterreise – ach ja – wat is denn eigentlich mit nen richtigen Buddha, irgendwo war mal einer auf einem Foto zu sehen – oder war das doch die 50% männlicher Reiseanteil.
    Ciao Roberto

  2. Christa sagt:

    Hallo!

    Ich kann mich Hazel nur anschließen. (Soviel Englisch versteh`ich gerade noch.) Es macht wirklich Freude, eure Berichte zu lesen. Gott sei Dank habt ihr die Fahrten ja heil überstanden!!!

    Bis zum nächsten Mal

    Christa

  3. Hazel sagt:

    Fantastic photos (as always) and yes it looks just like Glencoe that I drove through last Friday! I don’t know where you find the time to write but it’s great to follow so keep it up and enjoy the rest of your holiday!

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